Menschenbilder | Zeitgeschichte
Seit über fünfzig Jahren hält der hannoversche Bildjournalist, freie Autoren- und kommerzielle Werbefotograf Joachim Giesel (*1940 in Breslau) mit seinen Dokumentationen, Serien, Porträts und Werbeaufnahmen die politische, soziale, ökonomische und kulturelle Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland fest. In ihren historischen Zäsuren und sozialen Transformationen. In ihrem Wohlstand und in ihrer Spießigkeit. In ihrer Schönheit und Diversität. Und im Mittelpunkt steht dabei stets der Mensch. Giesel begleitet Queen Elisabeth 1965 bei ihrem Besuch in Hannover, mischt sich 1967 unter die Trauergäste der Beerdigung von Benno Ohnesorg, ist 1974 bei dem legendären Fußballspiel zwischen der DDR und Brasilien dabei, schafft eine Kanzlergalerie von Konrad Adenauer bis Helmut Kohl, fotografiert eine Serie mit psychisch kranken Menschen, inszeniert bestechende Porträts von Franz Beckenbauer bis Udo Jürgens, von Max Frisch bis Doris Dörrie, von Louis Armstrong bis Rudolf Augstein. In der Tradition eines August Sanders stehend, geben seine Fotografien uns heute generations-übergreifend faszinierende Einblicke in die westdeutsche Gesellschaft zwischen Plattenbau und Einfamilienhaus, zwischen Fließbandarbeitern und Drag Queens, zwischen Schwanensee und FKK. Sie sind somit Zeitdokumente deutscher Geschichte. Indem Giesel nach dem „Bild hinter dem Bild“ sucht, faszinieren seine Menschenbilder die Betrachterinnen und Betrachter zugleich durch ihre ästhetische Vielfalt, technische Brillanz und unverwechselbare Präsenz und machen den Fotografen zu einer bedeutenden Figur der deutschen Fotogeschichte nach 1945.