Rund 400.000 Zuschauer, 500 (von rund 550) ausverkaufte Shows, 1 Million Fans auf Social Media, über 4.000 Millionen Videostreams, 2 Staffeln der Amazon Original Serie „Der Beischläfer“ – Harry G hat es geschafft. Um den bayerischen Comedian, Kabarettist und Schauspieler kommt eigentlich keiner mehr herum. Schon seit Januar ist er mit seinem neuen Programm „HoamStories“ auf Tour und macht auch in einigen PRINZ-Städten halt. Im Interview stand er uns Rede und Antwort.
Harry G – welche Bedeutung hat der Name eigentlich für dich?
Harald G. war ein Freund von meinem Vater. Er war ein typischer, bayerischer Grantler. Als ich einen Namen für meine Kunstfigur gesucht habe, hat sich das einfach angeboten. Ich dachte, so lange er es nicht merkt, ist alles gut. Er hat es auch nie herausgefunden (lacht).
Dein aktuelles Programm heißt HoamStories, das vorige hieß HoamBoy … Wie kam es dazu?
Hoam heißt für mich immer, da kommt man her, da lebt man. HoamStories sind Geschichten von daheim und dürfen auch mal etwas moderner sein. Das Traditionelle mit dem Modernen verbinden.
Zuhause ist für dich München und dein ganzes Programm ist darauf ausgerichtet. Was macht die Stadt so besonders für dich?
Ja, ich komme zwar aus Regensburg, lebe aber seit Jahren in München. Die Themen hier sind unerschöpflich. Diese wahnsinnig attraktive Stadt hat einen nicht enden wollenden Zuzug von Menschen aus aller Welt, ganz besonders der Preiß, oder wie er in München heißt: Der Isarpreiß, liebt es hier. Und das hat Schattenseiten: Der immer knapper werdende Wohnraum ist exorbitant teuer geworden, da ist naheliegend, wer sich das noch leisten kann und wer in die Randgebiete gedrängt wird. München ist und wird immer mehr zur Stadt der Schönen und Reichen. Das macht das Flair hier natürlich auch ein bisschen aus. Es entstehen Orte wie das „Schumann’s“ und diese ganzen Schickeria-Hotspots. Sehen und gesehen werden ist da die Devise. Wobei sich Reich und Schön nicht immer in derselben Person vereint, sehr häufig sind die Reichen eher greislich, wie man bei uns in Bayern sagt. Schön ist da oft nur der oder die Plus Eins.
Würdest du sagen, das ist ganz anders, wie in anderen Städten?
Absolut, die Münchner Schickeria-Menschen sind einfach brutal anders, die trägt ihren Reichtum viel mehr äußerlich zur Schau. In Berlin leuchtet der Münchner geradezu in seinen schreienden Designerklamotten, im Gegensatz zu den Acne und LaLa Berlin Hipstern, die ja der Gegenentwurf sind. Und das gibt viel Futter für meine Programme.
Sind Schickeria-Hotspots dann auch deine Lieblingsorte in München – um quasi zu recherchieren?
Ich bin tatsächlich lieber im Umland von München unterwegs, da ich sehr naturverbunden und sportverbunden bin. Was für den Düsseldorfer und Norddeutschen Sylt, ist für die Münchner Schickeria z.B. Kitzbühel. Ich nenne es immer die Schickeria Freilichtbühne, die Dependance für Müßiggänger. Dort, und auch in München bin ich gerne und schaue einfach nur zu. Ich befriedige damit auf den ersten Blick deren Wunsch nach gesehen werden. Auf den zweiten Blick landen sie in meinem Programm, und das nicht immer zu ihrem Vorteil. (lacht)
Da sitzt du also in diesen Cafés und Bars und schaust dich um?
Natürlich nicht nur, aber immer mal wieder, ja. Nicht vergessen, ich bin sehr gerne Münchner und auch nicht frei davon, mal zu sehen und gesehen zu werden. Ich kann dieses Münchner Flair durchaus auch genießen. Viktualienmarkt in seiner Behäbigkeit, die Reichen – greislich, wir erinnern uns – in Mia San Mia Manier am Stammtisch, die Neureichen fahren ihre schnellen Autos aus, die geleckten Münchner frisch gegelt in Reitersteppjacken und Aperol in den manikürten Fingerchen. Alle Klischees werden bestätigt – und doch gibt es unendlich viele Möglichkeiten, nicht daran teilzunehmen. Ich glaube, München ist schon ein bisschen das, was du willst, dass es ist …
In der ganzen Welt beliebt ist vor allem das Oktoberfest – mit dem fing deine Karriere ja auch an …
Ja, das war so eine Phase, da habe ich mich gefragt, wie kann das sein, dass noch niemand ein Comedy-Programm darüber gemacht hat. Das Oktoberfest bietet so viele Themen.
Das war 2013. Was hat sich seither an München und vielleicht auch an deinen Witzen verändert?
Das Lustige ist, dass sich in München tatsächlich nicht viel verändert hat. Ja, es wird immer teurer, noch mondäner und knapper. Und das ist nicht immer zum Lachen, im Gegenteil. Für mich als Comedian wird es also quasi noch einfacher. Aber an der Stadt selber hat sich, außer scheißteuren Immobilien, wenig verändert, das macht die Stadt ja auch aus, deshalb kommen jedes Jahr Millionen Touristen. Wenn sie utopische Städte sehen wollen, fahren sie nach China, oder? Natürlich geht München auch mit der Zeit, aber … gemütlicher.
Du bist nicht nur Comedian, sondern auch Schauspieler („Der Beischläfer“). Hat sich das so ergeben oder war das schon immer ein Wunsch von dir?
Das hat sich so ergeben. Ich habe ja immer mal wieder kleinere Rollen gespielt, und hatte dann Lust auf eine eigene Serie. Das war sogar ein großer Erfolg, aber die Bühne und Comedy bleiben definitiv mein Hauptthema. Das heißt nicht, dass ich nicht nochmal etwas Eigenes drehen möchte, aber nur, wenn es auch richtig gut passt, zeitlich und inhaltlich.
Das klingt auf jeden Fall interessant, wir lassen uns mal überraschen. Was machst du eigentlich, wenn du nicht an solchen Ideen herumtüftelst?
Spülmaschine ausräumen, Ordnung machen, Müll rausbringen, Kinder hin- und zurückfahren, und, und, und. Ich bin Familienvater! Und wenn ich dann noch Zeit habe, bin auf Radltouren unterwegs oder in den Bergen. Das ist für mich der perfekte Ausgleich.
Welche Stadt würde sich deiner Meinung nach eigentlich außer München für ein Comedy-Programm eignen?
Also Berlin aus der Sicht eines Bayern, das wäre sicher nicht unlustig. Da passiert viel (lacht).
Wir freuen uns jetzt erst einmal auf deine Tour und die Geschichten aus München und dann schauen wir, was noch kommt! Danke, Harry!
Weitere Infos und die genauen Tourdaten findet ihr hier: www.harry-g.com
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